VORBERICHT ZU UNSERER 4. AUKTION vom 2.-3. Juni 2017

Am 18.12.1909 schrieb der Absender diese Karte an die mechanische Fabrik Allioth (heute besser bekannt als „Brown Boveri“) in Münchenstein bei Basel und vermerkte handschriftlich „via le Caire Khartoum“. Von Aba ging es erst über Land – durch die Lado-Enklave - und dann nach Juba im Sudan, dem Endpunkt der „White Nile Travelling Post“. Der Poststempel vom 1.1.1910 dokumentiert den Eingang in das Postsystem.
Ein ganz seltener Beleg, der zeigt, dass die Beförderung über den Nil – und das waren immerhin über 2000 Meilen oder 3500 Kilometer! - nach Europa schneller funktionierte als per Schiff von einem westafrikanischen Hafen.

Die Auflösung einer reizvollen Sammlung SUDAN und ÄGYPTEN hat aber noch viel mehr zu bieten. Stempelstudien kleiner Orte oder postgeschichtlich bedeutende Briefe stehen beim Sudan im Vordergrund. Darunter ist auch ein Brief an den „Governor General“ des Anglo-Ägyptischen Sudan, Sir Lee Oliver Fitzmaurice Stack, der im Jahre 1924 in Cairo einem Attentat zum Opfer fiel.  In der nachfolgenden Sudan-Krise verlor Ägypten seine Einfluss im Sudan, und das zuvor bestehende Kondominium wurde defakto aufgelöst.
Der „Ägypten“-Teil beginnt mit einem Brief mit seltener Mischfrankatur Italien/Ägypten und dokumentiert die damaligen Postverhältnisse. Für die Inlandsstrecke mit einer ägyptischen 1 Pia.-Marke freigemacht, musste er für die Auslandsstrecke bis zu seinem Zielort in Italien mit italienischem Porto bezahlt werden.
Der Markenteil umfasst neben einer interessanten Spezialisierung der ersten vier Ausgaben nach Zähnungen auch Probedrucke, Einheiten und Abarten.
 
         Probedruck von Pernasson           Viererblock 1 Piaster Mitte UNGEZÄHNT

Postfrisches Bogenteil von 40 Stück
Bleiben wir noch einen Augenblick in Afrika.
Vorgestellt werden sollte an dieser Stelle eine der seltensten Marken von SWAZILAND, der 10 Shilling-Aufdruckwert der ersten Ausgabe.
Von dieser Marke sind nur wenige Stücke überhaupt registriert und Auktionsergebnisse, soweit solche aus den letzten 10 Jahren verfügbar waren, zeigten stets Zuschläge im mittleren vierstelligen Euro-Bereich.

Und noch einmal „AFRIKA“:

„Erste Flugpost Deutsch-Südwestafrika Karibib – Windhuk“, Poststücke dieses Flugpostdienstes von 1914 in der Deutschen Kolonie sind stets gesuchte Liebhaberstücke. Der Stempelabschlag ist sensationell gut und kommt dazu noch auf einer Bedarfskarte nach East London in Südafrika. „Full of character“, ziert dieses Stück zu Recht die Frontseite unseres neuen Kataloges.
Schluss mit „Afrika“ - ein paar andere Stücke verdienen genannt zu werden.

Die ersten Marken von ISRAEL – die „Münzen“ - sind zumindest in postfrischer Erhaltung ja durchaus nicht zu verachten, aber einen UNGEZÄHNTEN Satz haben wir lange nicht gesehen. Der israelische Spezialkatalog gibt die Auflage dieser Variante mit 50 (!) Stück an, nicht gerade viel für dieses beliebte Sammelgebiet und hier die Gelegenheit, ein wirkliches Highlight Ihrer Sammlung hinzuzufügen.

  
Halbe Sachen in der Kleinen Reichenstraße ?

Böse Menschen könnten auch von schrägen Sachen sprechen – aber Spaß beiseite.
Zwei Briefe mit bedarfsmäßigen Diagonalhalbierungen von TONGA aus den Jahren 1900/1904 sind nicht alltäglich. Beide Provisorien entstanden aus Mangel an 2 ½ d.-Marken, die für die Frankierung der beiden Briefe nach England bzw. Neuseeland nötig gewesen wären, und so behalf sich der Postbeamte in „Vavau“, indem er eine 3d.-Freimarke in zwei Teile zerschnitt und mit dem so gewonnenen 1 ½ d-Porto plus einer Marke zu 1 d. auf den benötigten Tarif, eben 2 ½ d., kam.
Der eine Brief lief über die deutsche Kolonie Samoa, was der rückseitige Transitstempel entsprechend dokumentiert. Auch wenn beide Stücke alters- und beförderungsbedingte Mängel aufweisen, sind es doch fraglos Seltenheiten, die auch für den Sammler der deutschen Kolonialausgaben begehrenswert sein dürften.
 
DEUTSCHLAND

steht wie immer an hervorgehobener Stelle in unserem Angebot.

Von ALTDEUTSCHLAND bis zu den modernen Ausgaben der BUNDESREPUBLIK reicht die Angebotspalette. Wir zeigen Ihnen hier nur ein paar extravagante Stücke.

Eine 9-Kreuzer-Marke von WÜRTTEMBERG`s erster Markenausgabe in ungebrauchter Erhaltung ist eine Rarität, sie ist viel seltener als ein „Sachsen-Dreier“, eine „Mecklenburg Nr.4“, geschweige denn ein „Schwarzer Einser“ von Bayern.
Die 9 Kreuzer-Marke wurde völlig aufgebraucht (die Schwaben waren schon immer sparsame Leute) und ungebrauchte Exemplare haben nur durch Zufall überlebt.
Das Stück, das wir anbieten können, besitzt noch fast vollständige Originalgummierung und besticht durch breite Ränder und eine frische Farbe. Wenn auch noch der von Berufs wegen kritische Bundesprüfer dem Stück das Prädikat „ein sauberes Stück dieser ungebraucht sehr seltenen Marke“ quasi als Ritterschlag verleiht, ist im Grunde alles gesagt.

Ein paar Worte möchten wir noch verlieren zu einem Sammelgebiet, das stets ein wenig stiefmütterlich behandelt wird.

Die Rede ist von den Deutschen Besetzungsausgaben im 1.Weltkrieg.

Bis vor einigen Jahren war dies eigentlich ein recht „billiges“ Sammelgebiet und auf ca. 10 Seiten im „Michel“-Katalog abgehandelt. Inzwischen haben sich aber viele ernsthafte und gute Philatelisten intensiv mit dem Gebiet beschäftigt und Besonderheiten der Farbe, des Druckes und des Papiers herausgefunden und auch über die relative Seltenheit mancher Entwertungen Forschungen angestellt. Die Folge ist, dass es heute viele Marken gibt, die durchaus „auktionabel“ sind.
Zwei Beispiele seien genannt:
 
POSTGEBIET OBER-OST 10 Pfennig dunkelrot (Mi.Nr. 5d) in postfrischer Erhaltung. Unseres Wissens wurde bisher noch nie ein Exemplar auf einer Auktion angeboten. Die Marke „quarzt“ im Dunkeln.

DEUTSCHE BESETZUNG RUMÄNIEN / 9. ARMEE 30 Pfennig Friedensdruck. Ebenfalls eine „Fata Morgana“ und ebenfalls nur in ganz wenigen Exemplaren registriert.

  
Daneben gibt es Einheiten, Hausauftragsnummern und einige seltene Entwertungen. Schauen Sie einmal nach, wieviele Einwohner DAUDSEWAS oder DOBLEN (beide Orte lagen im Postgebiet Ober-Ost) im Jahre 1916 hatten. Auch den Stempel MILIT.PAKETAMT/NEBENSTELLE SCHAULEN werden Sie noch nicht sehr häufig gesehen haben.

SAMMLUNGEN und POSTEN – unsere „gelben Seiten“

Der Katalog wird an dieser Stelle ab Anfang Mai online zur Verfügung stehen. Die Printversion wird in der letzten April-Woche zum Versand gelangen.