Vorbericht zu unserer 3.Auktion vom 3.-4.März 2017

Stücke – insbesondere der klassischen und semiklassischen Periode -, die durch ihre besondere Farbfrische, ihren exzellenten Schnitt oder ihre vorbildliche Entwertung hervorstechen, oder die allein aufgrund ihrer großen Seltenheit der philatelistischen „Champions League“ zuzurechnen sind, bewertet der „Michel“ nicht.


Gleich eine Handvoll derartiger Premiumstücke kommen in unserer nächsten Auktion unter den Hammer.


Die Rede ist von den britischen und französischen Besetzungsausgaben für die Deutschen Kolonien nach Ausbruch des Weltkrieges, in den Jahren 1914-1915.

„Star“ unter dem halben Dutzend Hochkaräter ist der schon eingangs gezeigte 2 Mark-Wert der Französischen Togo-Besetzung auf einem unübertrefflichen Luxusbriefstück. Ganze 7 (sieben!) Exemplare wurden hergestellt und oft dauert es Jahrzehnte, bis eine solche Marke einmal wieder auf dem Markt zu haben ist. (Nebenbei bemerkt: Ihre beiden großen Schwestern, die 3- und die 5-Mark-Werte, wurden auf einer Raritäten-Auktion anlässlich der Weltausstellung in London im Jahre 2015 versteigert. Der Käufer bezahlte am Ende über 250.000 Euro und damit das 2 ½-fache der „Michel“-Notierung...). Mit einem Schätzpreis von 20.000 Euro geht „unsere“ 2 Mark an den Start; der Zuschlag dürfte in einer anderen Größenordnung erfolgen.


   

Aus der gleichen Serie wird auch der 40 Pfennig-Wert (Mi.Nr. 14) angeboten, eine Marke, die mit einer Auflage von gerade einmal 36 Stück auch nicht gerade als „Massenware“ bezeichnet werden darf. Und völlig verrückt ist ein waagerechter Dreierstreifen der „2 ½ d. G.R.I.“ der Britischen Besetzung von Samoa: Die beiden linken Marken weisen einen Doppeldruck auf, wie er markanter nicht sein könnte – es sind zugleich die beiden einzig bekannt gewordenen Doppelaufdrucke, die die Abart „fehlender Bruchstrich“ aufweisen.


Minister Bötticher mit Ohr

Wieviele einwandfreie Exemplare der berühmten „Zwischentype“ des Deutschen Reiches, der Michel-Nummer 66 Z, mag es wohl noch geben? Es sind sicher nicht viele, und das angebotene „überdurchschnittlich gut erhaltene Exemplar dieser extrem seltenen Marke“ - so die hohen Weihen, die der Verbandsprüfer dem Stück verliehen hat – dürfte jede Deutschland-Sammlung gehörig „aufpeppen“.  (Schätzpreis 18.000 Euro).


Natürlich steht auch die klassische Philatelie im Focus.


Aus einer ganzen Reihe von bemerkenswerten Altdeutschland-Belegen stellen wir Ihnen diesen Braunschweig-Brief vor:

Dreimal drei plus eins – also insgesamt 10 Silbergroschen wurden frankiert, und der Brief wurde von Braunschweig nach Calicut an der Malabarküste befördert. Die Destination „Indien“ dürfte wohl einzigartig sein, in der uns zur Verfügung stehenden Literatur haben wir jedenfalls kein weiteres Stück gefunden. Der Ausrufpreis von 5000 Euro lässt durchaus noch Spielraum nach oben. Auch wenn einige alters- und transportbedingte Mängel auf der Anschriftenseite zu vermerken sind, so hat dieser Brief doch soviel „Schnauze“, dass er jede ambitionierte Ausstellungssammlung bereichern dürfte!


Hamburgs „unerkannte“ Rarität – die Mi.Nr. 12 I.

Unter den Hamburger Postwertzeichen, die in den Jahren von 1859 bis 1867 verausgabt wurden, nimmt die Wertstufe zu „1 ¼ Schilling“ eine besondere Stellung ein.

Den Postverkehr von Hamburg nach Schleswig-Holstein besorgte seit jeher das „Königlich Dänische Oberpostamt“, denn Schleswig-Holstein war ja dänisches Hoheitsgebiet.

Mit der Niederlage Dänemarks im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 änderte sich dies über Nacht; das dänische Postamt wurde aufgehoben und fortan war die Hamburger (Stadt-) Post für die Abfertigung der Post nach Schleswig-Holstein und Dänemark zuständig.

Dringend wurden nun Freimarken zu 1 ¼ und 2 ½ Schillingen (für die weiter entfernt liegenden Orte in Dänemark) benötigt und es wurden „auf die Schnelle“ im relativ primitiven Steindruckverfahren bei der Druckerei Adler diese Wertstufen produziert. Es sind dies die unter den Nummern 8 und 9 im „Michel“-Katalog notierten Marken, die bereits ab Ende Februar 1864 zum Verkauf bereit standen.

Im Laufe des gleichen Jahres 1864 ging man in Hamburg dazu über, Marken mit Zähnung zu verwenden. Damit war es leichter möglich, auch Einzelmarken „an das Publikum“ abzugeben (die ungezähnten Marken wurden nur in „Reihen“ verkauft, was einen recht schleppenden Absatz der weniger gebräuchlichen Wertstufen zur Folge hatte) und die Zähnung erleichterte natürlich auch das Abfertigen größerer Postmengen.

Die Wertstufe zu 1 ¼ Schilling wurde viel benutzt - neben Ortsbriefen sind Korrespondenzen ins benachbarte Schleswig-Holstein heute die am häufigsten anzutreffenden Frankaturen - und so mußte für die gezähnte Ausgabe ein neuer Druckstein angefertigt werden, um dem Bedarf gerecht zu werden.

Nur ein kleiner Restbestand der ungezähnten 1 ¼ Schilling-Marken (Mi.Nr. 8) wurde nachträglich gezähnt, dies ist die unter „Mi.Nr. 12 I (I.Druckstein)“ im Michel katalogisierte Marke. Die Auflage war gerade einmal 96.000 Stück, während ihre Schwester, die vom II.Druckstein produzierte Mi.Nr. 12 II, auf eine Gesamtzahl von knapp 1,1 Millionen Exemplaren kommt.

Beide Marken lassen sich eigentlich recht leicht unterscheiden, dennoch findet sich in sehr vielen Sammlungen nur die billige Nr. 12 II – quasi als Lückenfüller für die viel seltenere Mi. Nr. 12 I.

In unserem neuen Auktionsangebot können wir nun ein ganz besonderes Exemplar anbieten – eine Mi.Nr. 12 I mit anhängender Reihenzahl „2“. Schon das Kohl-Handbuch weist darauf hin, dass „..gezähnte Marken, selbst ungebraucht, nur ganz ausnahmsweise einmal mit anhängenden Reihenzählern erhalten sind...“ und in allen uns bekannten großen Hamburg-Sammlungen (Boker, Kuphal, Sellschopp u.a.) fanden wir kein vergleichbares Stück. Hier haben Sie die Gelegenheit, ein wirkliches Unikat der Hamburg-Philatelie zu erwerben.

Alle anderen Seltenheiten des Gebietes sind in dem knapp 100 Positionen umfassenden Hamburg-Angebot ebenfalls vorhanden.


Eine besondere Abteilung widmet sich den Vorort- oder Landpoststempeln. Vom Ovalstempel LAND=POST sind nur vier weitere Briefe bekannt, ebenso selten ist der Langstempel EPPENDORF aus vorphilatelistischer Zeit, aber auch die „späteren“ wie „Barmbeck“, „Eimsbüttel“ oder „Grindel“, um nur ein paar Stücke herauszugreifen, sind in vorbildlicher Qualität zu haben.


Ein paar Blicke über den Zaun – Europa und Übersee - :

Die italienische Dienstmarke „Coroncina“ (Mi.Nr. 10) war nur für die speziellen Flugbriefe von Rom nach Mogadischu gültig und ist daher insbesondere in gestempelter Erhaltung extrem selten. Aber sehen Sie sich bitte einmal die perfekte Zentrierung der Marke an. Kenner wissen um die Seltenheit gut zentrierter Stücke, und nicht ohne Grund bewilligt der italienische Sassone-Katalog solchen Exemplaren einen Aufschlag von 50% auf den Normalpreis. Herr Sorani bestätigt dies in seinem Fotoattest.


„Fälschungen teurer als Originale!“

  

Diese beiden Marken sind wertvoll, weil sie falsch sind. Die eine wurde 1853 in Verona, die andere 1857 in Mailand produziert. Beide Postfälschungen gehören zu einem gut 150 Lose umfassenden Österreich-Angebot, das im EUROPA-Teil sicherlich einen Höhepunkt darstellt.


Ein paar weitere Leckerbissen ...

„Recepisse mit 3x 2 Kreuzer Handpapier auf WOLFSBERG“

„3 Kreuzer geripptes Handpapier auf Brief von VERONA – seltene Verwendung im Soldi-Gebiet“

„Stummer Stempel von MILANO – nur 8 Tage in Gebrauch“

„Ausgetrickst!“


Die russische Flugpostmarke zu 15 Kopeken aus dem Jahre 1924 fällt zunächst einmal auf diesem Brief nicht auf. Aber der Absender wusste genau, warum er die Marke mit dem kopfstehenden Aufdruck „falsch herum“ aufklebte. So wurde die strenge Tauschkontrolle ausgetrickst und der Brief gelangt unbehelligt nach Berlin. Diese Flugpostmarken mit kopfstehendem Aufdruck sind große Seltenheiten und auf Briefen selbst in russischen Spezialkatalogen preislich nicht notiert. 


Zum Schluss „Zeppeline“

Das Sammeln von „plate blocks“ (Vierer- oder Sechserblocks mit Plattennummern) ist nicht nur in Amerika sehr populär. Wenn es sich dann noch um die wertvollste USA-Ausgabe der 1930er Jahre handelt, hat man es mit veritablen Raritäten zu tun. Nur gut 1200 Bögen vom Höchstwert zu 2.60 Dollar wurden gedruckt und jeder Bogen weist nur 1x die Plattennummer auf. Auch hier ist unsere beliebte Wahrscheinlichkeitsrechnung gefragt: Wieviele „plate blocks“ mag es noch geben?


Fast 3700 Einzellose, Sammlungen und Posten stehen im Auktionsangebot mit einem Schätzwert von über 1,2 Millionen Euro. Der Katalog wird online an dieser Stelle ab dem 03. Februar sein. Die gedruckten Kataloge werden am Donnerstag, 02. Februar von unserer Druckerei versandt.